Harley-Verkleidung, 1994

Mehr als zwanzig Jahre ist das heute her. Aua. Der Kunde kam mit einem Bildband einer amerikanischen Künstlerin und wollte einige Motive auf seinem Motorrad haben. Mit viel Mühe, Durchpausen und den ersten Farbkopien (das war damals noch geradezu sensationell, dass man in Farbe etwas kopieren konnte) machte ich mich an die Arbeit.

Fotografie war damals auch noch teuer (mit Diafilm entwickeln, Papierabzügen und so weiter), deswegen habe ich auch nur wenige Bilder vom Ergebnis. Aber hier zumindest ist eines das Ergebnis, Vorlagen und Schablonen-Reinzeichnungen in einem zeigt.

Weil der Untergrund nicht magnetisch war, war die Arbeitsweise eine Mixtur aus frei gehaltener Schablonenfolie, schwach haftender Maskierfolie und Skalpell-Arbeit, viel Malerband und feinen Pinselstrichen. Und Stunden, vielen Stunden.

Die Zeiten waren damals entspannter. Wer möchte heute noch Wochen an so einem Projekt arbeiten, oder Wochen auf das Ergebnis warten?

Klischee (1992)

In der Signatur steht 19. März 1992, und das Motiv ist natürlich aus dem Fundus der Airbrush-Klischees (oder auch einfach „zur Übung“): Irgendwas aufgebogenes mit metallischem Look und Starbursts aus zwei dünnen Linien, plus Sekundär-Halo dank Magnetschnapper mit nicht aufliegendem Rand. Noch ein paar Berge im Hintergrund (die mit gerissenem Papier recht leicht zu produzieren sind), dann eine Kreisschablone für einen mit Deckweiß gesprühten und mit lasierender Farbe kolorierten Planeten über dem Horizont. Am Fake-Passepartout kann man auch recht schön sehen, wie wichtig es ist, gleichmäßig Farbe aufzutragen. Dann entsteht nämlich nicht der ungleichmäßige Schatten, der auf diesem Probestück auf weißem Karton wenig professionell zum Vorschein kam.

Und natürlich hat sich das Material beim Fotografieren prompt auch noch gerollt.

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Modell-Truck (1993?)

Keine Ahnung, wann ich diesen Mini-Truck einer Baumarkt-Kette mit der recht monochromen Dekoration verziert habe. Von einigen Brillen-Gestellen abgesehen, war das mit das Kleinste, und auch nur zur Übung. Ich glaube, er liegt immer noch in einem Karton mit Nostalgia herum …

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Graue Vorzeit (1990)

Oder: Wie kommt man überhaupt zum Airbrush?

Zumindest mir hat der Begriff zu Anfang nicht wirklich was gesagt. 1990 ergab’s sich, dass ich dank der Allgemeinen Wehrpflicht („Die Russen kommen!“) eineinhalb Jahre im Bayerischen Wald verbracht habe. Eine der vielen Traditionen (keine Ahnung, ob das eine standortspezifische Sache war oder nicht) war, dass die, die ihren Dienst abgeleistet hatten, ein Andenken am Stammtisch hinterließen. Und ich als den-Abend-auf-der-Bude-abhockender hatte Zeit, mit Plakafarben und Pinsel sowas zu produzieren:

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Größe ca. 1 Meter hoch, Sperrholzplatte

(Ja, ein gewisser Hang zur Selbstironie war bei der Truppe schon verbreitet.)

Wer schon mal Farbverläufe gemacht hat, indem er „bißchen Farbe dazu, einen Strich, bißchen Farbe dazu, nächsten Strich“ durchexerziert, der kann verstehen, warum ich mich dann in Richtung Sprühpistole umgesehen habe …

Libelle (1991)

Überwiegend Fingerübung, Schablonen mit dem Skalpell aus Lose-Blatt-Azetatfolien geschnitten und mit Magnetschnappern zum Sprühen fixiert.

Was kann man draus lernen:

  • Magnetschnapper kann man nie genug haben
  • Das Standard-Ergebnis bei ungeübten Sprayern ist wie die Wettervorhersage: Teilweise wolkig
  • Ihr jungen 3D-Grafiker wisst gar nicht, wie gut ihr’s habt!